“Ich geh in der Früh in die Schule, Jugendliche drängen sich in die Tornische, um der Kälte zu entkommen, manche trifft es empfindlicher, sie stehen am Gehsteig, ihr Atem steigt weiß und langsam auf, die Nische ist gesteckt voll. Das gibt zumindest den Anschein von Wärme bei fünf Grad minus (-5) … sicherlich ein Hinweis auf eine ungenügende Leistung der Schule und der Schulverwaltung, wobei das Minus vor der Fünf auf die verschärfte Lage hinweist.”[1]
“Meine Vision …
… Kinder kommen am Morgen zur Schule, können gleich ins Gebäude, werden dort empfangen, es gibt heißen Tee und den unausgesprochenen Appell:
Kinder WILLKOMMEN ! …
Gute Erinnerungen an meine Finnland-Bildungsreise 2014 kommen hoch … einiges konnte ich als Schülerberater umsetzen … vieles (noch) nicht … wieder einmal ein subtiler Tritt in meinen Hintern, der mir ein flaues Gefühl weiter oben, im Magen, beschert …[2]
… ich erinnere mich an den finnischen OPO, der den ganzen Tag zum Wohle der Kinder aktiv ist, … unterstützt durch das OHR-Team, durch weitere schulinterne Supportsysteme[3], die als Netzwerke angeboten werden und der frühzeitigen, generellen und intensivierten Förderung dienen, dazu gehört immer auch eine Schul-Küche mit/zum gemeinsamen (Mittag‑)Essen für alle, und, und, …
Die Entlastung und Unterstützung von Lehrpersonen steht auch für die hohe Wertschätzung, welche die finnische Gesellschaft ihren Lehrpersonen entgegen bringt ( copyright der verwendeten Bilder siehe [4] )
Der OPO
Die Namensbedeutung lässt sich nicht direkt ins Deutsche übersetzen, am ehesten noch mit
Schulpsychologe, Beratungslehrer, Schullaufbahnberater.[5]
Somit besetzt ein OPO eine immens wichtige Stelle im finnischen Schulsystem.
Ich habe Jukka 2014 kennen gelernt, Jukka ist einer der vielen OPOs an Finnlands Schulen.
Jukka steht ein eigenes Zimmer mit Telefon, PC, Internet,… zur Verfügung.
Die Schüler[6] können immer und jederzeit zu ihm kommen. Er berät Schüler und Lehrer (!) zukunftsbezogen, orientiert sich an ihren Stärken und führt auch Einzelberatungen durch.
Ab der 7. Klasse hält Jukka auch Klassenunterricht[7]. Themen, wie Selbstvertrauen erlangen, Lernen Lernen, Mobbing, …. Dabei sollen die persönliche Entwicklung, das Sozialverhalten des Einzelnen und auch die Haltung[8] (in) der Gemeinschaft gefördert und gestärkt werden.
Jukka berät am Beispiel einer 7. Klasse Schüler bezüglich der Wahlfächer für die 8. Klasse.
Dabei gilt es drei lange Wahlfächer zu je 2 Stunden, die pro Woche aus folgendem Fächern ausgewählt werden können: Hauswirtschaft, Kunst, Technische Arbeit, EDV und Musik, des Weiteren noch zwei kurze Wahlfächer, wie zum Beispiel Ölmalerei, …
Ein OPO führt die Beratung und Betreuung von Berufspraktika durch, die vom 7. bis zum 9. Schuljahr stattfinden und hilft bei Bewerbungen für den nächsten Bildungsabschnitt.
Neben seiner Funktion als OPO ist Jukka auch noch als Special Teacher tätig: dabei hilft er förderbedürftigen Schülern, damit diese den Anschluss (in der Schule) nicht zu verlieren.
Bei uns in Österreich würden diese Schüler in die “Nachhilfe” gehen, ein System, das in Finnland völlig unbekannt ist, weil Lehrer diese Funktion an der Schule erfüllen.
Das OHR-Team
Die Entlastung der Lehrpersonen durch OPO und OHR-Team an finnischen Schulen bildet einen wesentlichen Grund dafür, dass in Finnland Lehrer nicht an Burnout leiden und dieses Symptom in Finnland praktisch unbekannt ist.
Alle auf dem Schaubild gezeigten Fachleute sind natürlich örtlich (!) in die Schule integriert.
Jukka arbeitet eng mit allen anderen Lehrpersonen zusammen, nimmt an Sitzungen des OHR Teams teil. Ich konnte ihn als Leiter des OHR-Teams beobachten, dessen Vorsitz jede Sitzung wechselt, das Team tagt turnusmäßig jede, zumindest jede 2., Woche.
Heute leitet Jukka die Sitzung des OHR-Teams:
Per Beamer eingeblendet erkenne ich das Schulinformationssystem WILMA, in dem alle schulbezogenen Informationen zu Schülern, Lehrern, Bezugspersonen, Ausbildungsfirmen, … abgespeichert sind.
Jukka, als Vorsitzender des OHR-Teams dokumentiert in WILMA zum Beispiel den aktuellen (!) Fortschritt der Schüler, Fehlzeiten, Mitarbeitsnoten, Zeugnisnoten, …, ergänzt seinerseits die Maßnahmen des OHR-Teams, und stimmt mit den Anwesenden die Aktivitäten der Schulpsychologen, der Schulsozialarbeiter, der Schulgesundheits-Schwestern, des OPO, …, ab.
Der Zugriff auf personenbezogene, sensible Daten in WILMA ist durch eine Datenschutzrichtlinie abgesichert, jedenfalls können Eltern (!) via Internet auf die Daten ihres Kindes zugreifen, und sind mittels SMS oder E-Mail jederzeit seitens der Schule erreichbar.[9]
… zum Abschluss …
… natürlich gibt’s in jeder Klasse einen Ohr-Sessel – nicht (nur) für den OHR …
… sondern zum VOR-LESEN …
… je nach Schulstufe …
[1] so ähnlich beginnt ein Artikel der aktuellen Ausgabe der “frühwarnung”:
“Supportsysteme in der Schule etablieren – tun wir´s doch einfach selbst!”, download: 15.11.2016
die Situation erinnert mich an “mein” Schulgebäude und …
http://www.kuli.net/app/download/14717290025/Fr%C3%BChwarnung02-16.pdf?t=1478948638,
[2] siehe dazu auch meinen Bericht bzw. mein Quodlibet zur Bildung in Finnland:
https://www.guenterbrus.at/quodlibet-4_5-bildung-in-finnland/
[3] vgl. “Supportsysteme in der Schule etablieren, tun wir´s doch einfach selbst” in unter [1] genannter Publikation
[4] das Copyright der Bilder “Schulinterne Netzwerke”, “OPO”, “OHR-Team” liegen bei Petra Linderoos,
der restlichen Bilder beim Autor
[5] Der OPO absolviert anschließend an die allgemeine Lehr-Ausbildung eine weitere universitäre Ausbildung.
[6] der Lesbarkeit wegen verzichte hier (ausnahmsweise) aufs “gendern”
[7] hier am Beispiel der Sekundarstufe II (verglichen mit Österreich),
mittlerweile wurde das OPO – Modell in Finnland auch auf die Sekundarstufe I ausgedehnt
[8] siehe dazu auch meinen Bericht bzw. mein Quodlibet zu Haltung:
https://www.guenterbrus.at/quodlibet-1-haltung/
[9] mehr zu WILMA und dem Login als Gast unter https://www.guenterbrus.at/quodlibet-4_5-bildung-in-finnland/
Bildernachweis:
das Copyright des Bildes “OHR-Team” liegt bei Petra Linderoos